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Die Vorsorgeuntersuchungen

Die Vorsorgeuntersuchungen

Vorsorgeuntersuchungen – Was gehört dazu?

Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft dienen dazu, die Entwicklung des Kindes und die Gesundheit der Mutter zu kontrollieren, damit im Ernstfall rechtzeitig agiert werden kann. Doch nicht jede Untersuchung in der Schwangerschaft hilft der werdenden Mama. Da die Informationsmöglichkeiten nahezu unbegrenzt sind und Selbstverantwortung der Schwangeren gefordert ist, kann schnell ein Gefühl von Unsicherheit entstehen. In diesem Dschungel von Vorsorgeuntersuchungen ist es wichtig, dass Sie als Hebamme beratend zur Seite stehen und hilfreiche Tipps geben können.

Zu der Schwangerschaftsvorsorge, auf die Schwangere gesetzlichen Anspruch haben, gehören neben zehn Vorsorgeuntersuchungen und verschiedenen Bluttests auch drei Ultraschall-Untersuchungen. Diese finden um die 10., 20. und 30. Schwangerschaftswoche statt. Wenn hier keine Auffälligkeiten auftreten und die Schwangere sowie ihr Baby gesund sind, sind keine weiteren Ultraschall-Aufnahmen notwendig. Zudem ist nicht die Anzahl der Ultraschall-Untersuchungen ausschlaggebend für das Entdecken von Auffälligkeiten, sondern die Kompetenz und Erfahrung des Gynäkologen / der Gynäkologin.

Individuelle Gesundheitsleistungen – welche sind sinnvoll?

Die sogenannten Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) gehen über die normale Schwangerenvorsorge hinaus. Sie werden entweder durchgeführt, wenn ein besonderes Risiko besteht oder es der ausdrückliche Wunsch der Schwangeren ist.2

Screening auf B-Streptokokken

Wenn eine schwangere Frau mit B-Streptokokken infiziert ist, kann sie diese Infektion auf ihr Kind übertragen. Die Folgen können eine Blutvergiftung, Lungenentzündung oder Hirnhautentzündung beim Baby sein. Das Screening auf Typ B-Streptokokken ist bislang jedoch keine Kassenleistung. In der Geburtshilfe wird diskutiert, ob ein Test aller Schwangeren auf B-Streptokokken zwischen der 35. und 37. Schwangerschaftswoche sinnvoll ist, um im Falle einer Infektion mit Antibiotika zu behandeln. Oder ob bei allen Schwangeren mit erhöhtem Risiko für eine Infektion eine generelle Antibiotika-Behandlung angestrebt werden soll. Ein Risiko besteht insbesondere dann, wenn eine Frühgeburt droht, wenn nach einem Blasensprung mehr als 18 Stunden vergehen, ohne dass die Geburt beginnt oder wenn die werdende Mutter mehr als 38 Grad Fieber bei der Geburt hat. Gesichert ist, dass eine Infektion weit verbreitet ist und bei geschätzt 5-30% der Schwangeren auftritt. Zudem kann die Infektion erfolgreich behandelt werden: Beim Nachweis von B-Streptokokken kann die Schwangere während der Entbindung mit Antibiotika behandelt werden. Dadurch vermindert sich das Risiko einer gesundheitsgefährdenden Infektion des Babys. Eine frühe Behandlung schon während der Schwangerschaft ist nicht sinnvoll, da die Keime meist nicht endgültig beseitigt werden können und bei der Geburt weiterhin eine Gefahr für das Kind darstellen.3

Triple-Test

Ursprünglich wurde der Triple-Test für die Einschätzung des Trisomie-21-Risikos eingeführt. Der Test vermittelt allerdings nur eine Wahrscheinlichkeit, mit der bei einem ungeborenen Kind eine mögliche Chromosomen-Abweichung vorliegt. Zusammen mit weiteren Parametern erlaubt er eine Risikoeinschätzung, ob das Kind gesund oder mit Fehlbildungen zur Welt kommt. Hierbei ist jedoch die Spezifität sehr gering. Er kann deshalb zu zweideutigen oder auch falschen Ergebnissen führen. Zudem wird der Test zunehmend durch das Ersttrimester-Screening abgelöst, welches genauere Ergebnisse für diese Fragestellung liefert.4,5

Toxoplasmose

Toxoplasmose ist eine Infektionskrankheit, die meistens ohne Beschwerden abläuft. Gefährlich ist jedoch eine Erstinfektion in der Schwangerschaft. Dann besteht das Risiko, die Infektion auf das Kind zu übertragen. Folgen können Früh- oder Totgeburten sowie Schäden am Zentralnervensystem sein. Ob ein Toxoplasmose-Screening sinnvoll ist, sollte genau abgewägt werden. Denn hier kann es ebenfalls schnell zu Verunsicherungen der Schwangeren kommen. Bei einem Toxoplasmose Test wird nach den spezifischen Antikörpern gesucht. Sind diese vorhanden, kann die Schwangere sicher sein, dass sie bereits eine Toxoplasmose hatte und damit vor einer Neuinfektion geschützt ist. Sind jedoch keine Antikörper auffindbar, kann es dafür mehrere Gründe geben. Entweder hat die Schwangere zum Zeitpunkt des Tests eine Infektion und Antikörper sind noch nicht nachweisbar, da sie sich noch nicht bilden konnten, oder sie hatte noch keinen Kontakt mit dem Parasiten. Das führt wiederum zu weiteren diagnostischen Maßnahmen. Dieser Prozess kann sich über mehrere Wochen ziehen und die Schwangere zunehmend verunsichern.3 Trotzdem appellieren einige Ärzte für ein Screening, da bei einer rechtzeitigen Diagnose die Erstinfektion während der Schwangerschaft behandelt und Schäden beim ungeborenen Kind vermindert werden. Informieren Sie die werdende Mama darüber, dass sie mit einfachen Maßnahmen bereits das Risiko für eine Infektion minimieren kann. Sie sollte gerade beim Kontakt mit Katzen, beim Schneiden von rohem Fleisch und nach Arbeiten im Freien auf Händehygiene achten, Obst und Gemüse vor dem Verzehr gründlich waschen und nur durchgegartes Fleisch essen.3,4

Pränataldiagnostik – Beruhigung oder Verunsicherung?

Untersuchungen im Rahmen der Pränataldiagnostik gehören nicht zu den normalen Vorsorgeuntersuchungen. Unter diesem Begriff werden Tests zusammengefasst, die gezielt nach Hinweisen auf Fehlbildungen beim ungeborenen Baby suchen. Für Schwangere, die bereits ein Baby verloren haben oder erblich vorbelastet sind, kann ein unauffälliges Ergebnis erleichternd sein. Doch da die Ergebnisse nicht immer eindeutig sind, kann die Pränataldiagnostik auch zu Verunsicherung führen. Es wird zwischen invasiven und nicht-invasiven Verfahren unterschieden.6 In jedem Fall ist bei der Beratung zu diesem Thema Fingerspitzengefühl notwendig – im Spannungsfeld zwischen der Stärkung des Vertrauens in den eigenen Körper und dem medizinischen Mehrwert einer Untersuchung.

Nicht-invasive Verfahren

Das Ersttrimester-Screening zählt zu den nicht-invasiven Methoden und ist damit oftmals ein niedrigschwelliger Einstieg in die Pränataldiagnostik. Die Untersuchung kann sinnvoll für Schwangere sein, die eine Entscheidungshilfe für oder gegen ein invasives Verfahren wie die Fruchtwasseruntersuchung brauchen. Beim Ersttrimester-Screening geht es insbesondere um die Suche nach Trisomie 21. Das Problem ist jedoch auch hier, dass es sich lediglich um eine Risikoeinschätzung handelt. Die Folge sind oft weitere Untersuchungen, was den Zeitraum der Ungewissheit ausdehnt. In weiterführenden Untersuchungen wird sehr häufig festgestellt, dass es sich nur um einen Fehlalarm handelte (bei ca. 96 von 100 Frauen). Einen geringeren Prozentsatz, ca. 10 von 100 vorhandenen Chromosomen-Abweichungen, erkennt der Test hingegen nicht.4,6 Das bedeutet für die Schwangere, das sie eine 100-prozentige Sicherheit nicht erhält und sich einer wohlmöglich langen psychischen Belastung aussetzt.

Invasive Methoden

Zu den invasiven Methoden, die mit einem Eingriff in den Körper der Mutter verbunden sind, gehören die Fruchtwasseruntersuchung, die Nabelschnur- sowie die Plazenta-Punktion. Sie sind mit dem Risiko einer Fehlgeburt verbunden. Die Testergebnisse können dabei eine recht zuverlässige Aussage über Chromosomen-Abweichungen, vererbbare Krankheiten und mögliche Behinderungen beim Ungeborenen geben. Liegt ein Befund vor, kann trotz allem nicht eindeutig gesagt werden, wie krank oder beeinträchtigt das Kind nach der Geburt sein wird.Ohne einen begründeten Verdacht werden die meisten Leistungen in der Pränataldiagnostik zudem nicht von den Krankenkassen übernommen (Individuelle Gesundheitsleistung: IGeL).6

Als Hebamme kennen Sie die Fragen und Sorgen der werdenden Mama. Wenn Sie ihr das Gefühl geben können, dass eine Schwangerschaft etwas Natürliches ist und keine Ansammlung von Risiken, dann stärken Sie sie und geben Kraft, den Fokus auf das Wesentliche zu richten – zum Beispiel auf eine zusätzliche Untersuchung, wenn ein konkreter Anlass besteht. Auf dieser persönlichen Basis können Sie die Schwangere beraten und Empfehlungen aussprechen, damit die werdende Mutter die besten Entscheidungen für sich und ihr Baby treffen kann.

Referenzen

1   Schwangerschaftsvorsorge. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/schwangerschaftsvorsorge/vorsorge-zur-sicherheit/ (zuletzt abgerufen 30.03.2020)
2 Individuelle Gesundheitsleistungen. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/schwangerschaftsvorsorge/igel-individuelle-gesundheitsleistungen/ (zuletzt abgerufen 30.03.2020)
3 Beschwerden und Krankheiten in der Schwangerschaft. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/beschwerden-und-krankheiten/akute-erkrankungen-und-infektionen/streptokokken/ bzw. …/toxoplasmose/ (zuletzt abgerufen 30.03.2020)
4 Pränataldiagnostik. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/praenataldiagnostik/bluttests-auf-trisomien/#c59687 bzw. …/risikoeinschätzungen (zuletzt abgerufen 30.03.2020)
5 Triple-Test. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. https://www.familienplanung.de/lexikon/triple-test/ (zuletzt abgerufen 30.03.2020)
6 Pränataldiagnostik. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/praenataldiagnostik/was-ist-praenataldiagnostik/ (zuletzt abgerufen 30.03.2020)